André Vladimir Heiz, Donnerstag, 1. August 2024
Von der Konfitüre zur Kathedrale, von der Pizza zur Piazza,
vom Kiesel zum Kreisel, vom Signal zur Signaletik,
vom Büro zum Stuhl, vom Zeichen zur Schrift,
vom Körper zum Buch, vom Pixel zum Bild,
von der Linie zur Fläche, vom Element zum Raum,
vom Blei zum Stift, vom roten Faden zum Stoff,
von der Bahn zum Hof, vom Plan zur Stadt,
vom Bild zur Welt, von der Idee zur Realisierung:
Die Beweglichkeit mehrerer Sichtweisen
liegt der Gestaltung zugrunde. In aller Form.
Arte-factum: das ist das Sesam-öffne-Dich.
Um sich Grundlagen der Gestaltung in vier Bänden anzueignen.
Es gibt viele Publikationen, die der Kreativität
und allen Sparten der Gestaltung gewidmet sind.
Sie gehen alle von herkömmlichen Berufsfeldern
und den angestammten Territorien wie Kunst und Architektur,
Design und Grafik, Photographie und Typographie aus.
Und so weiter: Das kennen wir!
Die Grundlagen der Gestaltung nehmen transdisziplinär
am Prozess des Entstehens teil. Praktisch und methodologisch.
Sie betrachten die bekannten Felder und angewandten Künste
unter bestimmten Gesichtspunkten, die für jede Phänogenese
elementar und essentiell sind.
Jede Unterscheidung beruht auf einer gestalterischen Entscheidung!
Diese Sichtweise bestimmt den Aufbau der vier Bände.
Alles, was uns in die Hände oder vor Augen kommt,
kann unter einem gestalterischen Standpunkt
betrachtet und behandelt werden.
Die Darstellung in den vier Bänden geht immer wieder
auf Fallbeispiele ein, die aus dem gestalterischen Alltag
und aus dem Leben gegriffen sind.
Wie hier zur Demonstration anhand von Schokolade:
Kochen als Kunst zu bezeichnen, gehört sich. Gut.
Das gilt im Besonderen für Schokolade –
eine gestalterisch kulinarische Errungenschaft.
Entsprechende Prozesse sind im Spiel,
damit die Schokolade als solche entsteht.
Jedes Stück Schokolade kann als skulpturales Ereignis
eingehender untersucht werden.
Systeme und Strukturen bestimmen phänotypisch Form und Funktion.
Die Schokolade kann als Zeichen gesehen werden:
In einer indikativen, repräsentativen und symbolischen Hinsicht.
Zeichen auf einer entsprechenden Packung
dienen der Erkennbarkeit.
Identität und Differenz sind als Marken gewährleistet.
Die Grundlagen der Gestaltung liegen in Griffnähe. Im Atelier
Aufschlagen und eintauchen! Verweilen und zur Sache kommen!
Zugegeben: schwergewichtig und vielseitig sehen die vier Bände
nach einer ganzen Menge aus.
Allein, wir brauchen nur einen der Bände aufzuschlagen,
den Augen mit einem Blick Aufenthalt zu gewähren,
um mit Schauen, Staunen und Lesen Ernst zu machen.
Wir können mit den Grundlagen der Gestaltung immer und überall etwas anfangen.
Sie sind so gemacht, dass eine Handvoll Zeit genügt,
um Problemstellungen und Beispielen zu begegnen.
Sie gehorchen zwar – wie jedes Buch – einem chronologischen Aufbau,
aber sie erlauben, den Faden selbst in die Hand zu nehmen.
Von einer Doppelseite aus lässt sich vorwärts oder rückwärtsblättern.
Kunststück! Mit dem Gestalten geht es nicht anders.
Es ist zwar immer wieder dasselbe, aber nie das Gleiche.
Die Grundlagen sind immer im Spiel!
Ein ausführlicher Prospekt geht auf die Reichweite
der Grundlagenforschung ein,
die zu diesem Standardwerk geführt hat.
In einem Artikel im Hochparterre
der den Grundlagen der Gestaltung in vier Bänden gewidmet ist,
macht es und Meret Ernst vor:
Aufschlagen, nachschlagen, blättern und lesen – es klappt!
Lesen nimmt Zeit in Anspruch.
Schauen, den Zusammenhängen nach, ist mehr als ein Überflug.
Was wir lesen, bringt meist die eigenen Gedanken in Fahrt.
Und diese wollen wir nicht aus den Augen verlieren.
Die Grundlagen der Gestaltung sind so gemacht,
dass die Gedanken bei der Sache bleiben.
Die Wahrnehmung nimmt sich ein paar Seiten Zeit,
um bei einem der wesentlichen Bausteine
der Grundlagen der Grundlagen der Gestaltung zu verweilen.
Keine Vorbehalte, keine Voraussetzungen, keine Ausflüchte:
Wir gehen der Sache, um die es uns tatsächlich geht,
auf den Grund. Eile mit Weile.
Der Zeitpunkt ist nicht die Frage.
Er ist eine Antwort, wenn die Tat zur Sache kommt.
Während einer Pause etwa,
die uns erlaubt, Abstand zu nehmen,
den alltäglichen Fluss der Zeit zu unterbrechen
und uns mit einer der grundlegenden Fragen zu beschäftigen,
die sich uns als Gestalter und Gestalterin
immer wieder in den Weg stellen.
Unterwegs auf die Lösung einer Problemstellung zu.
Wir haben es in der Hand. Mit der Zeit.
Die Grundlagen der Gestaltung vor Augen.
In Grid macht uns Herbert Bürdek darauf aufmerksam,
wie entscheidend es ist, sich mit den Grundlagen der Gestaltung
ununterbrochen auseinanderzusetzen.
Durch das Lesen und Schauen zum Tun, hin und zurück.
Halt auf Verlangen, mit einem Augenmass Zeit.
Annina und Lukas von Mettler, Mettler und Mettler
haben mich jüngst ins Cabaret Voltaire eingeladen,
um im Zusammenspiel mit Wildlife
die Grundlagen der Gestaltung handgreiflich vorzustellen.
Am Anfang war der Atem, der Rauch und der Rausch:
es geht nicht alles immer schön der Reihe nach.
Lesen beginnt, wenn wir eine Figur von einem Grund
zu unterscheiden verstehen.
Dann erst kommt das Wort zum Zug.
Und los geht’s!
Am Ende der Veranstaltung wurde
ein Manifest zur Gestaltung verteilt.
Dada – und vor allen Dingen – Kurt Schwitters zu Ehren.
Blickrichtung:
Prozesse und Programme
Blickrichtung:
Systeme und Strukturen
Blickrichtung:
Zeichen und Kontext
Blickrichtung:
Identitäten und Differenzen
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