André Vladimir Heiz, Sonntag, 1. Juni 2014

Karim Noureldin - auf der ganzen Linien

Unter der Hand: mit dem Künstler Karim Noureldin

 

Linien auf der Spur – in Zeit und Raum

1. Grund

Linien, Fläche, Zeit und Raum,

Hand und Werk, Kunst und Markt:

Die gebräuchlichen Begriffe könnten ein Essay überschreiben,

das sich im Grossen und Ganzen aufhält.

Die Begriffe dienen hier als „Sesam-öffne-Dich“

vor der Türe zum Atelier des Künstlers Karim Noureldin.

Das Allgemeine wird durch die künstlerische Anwendung

im Einzelfall spezifisch und unverwechselbar.

Es handelt sich um Zeichenspuren von Karim Noureldim.

Sichten und Schichten nehmen verbindliche Formen an,

indem gezeigt werden kann,

was mit den Allerwelt-Wörtern im Einzelfall gemeint ist:

- vor einem Blatt Papier im Entstehen begriffen,

- in der Anschauung vor dem vollendeten Werk,

- anhand zweier Diagramme, die den Kunstmarkt als Netzwerk veranschaulichen

Zeigen ist mehr als Sagen: Die Konnotationen werden offensichtlich.

Sie gerinnen zum Stoff, auf den ein Gespräch eingehen kann.

 

 

Gespräche lassen sich schwerlich abbilden.

Gleichwohl machen wir uns ein Bild davon.

Vieles davon trifft auf die unmittelbare Situation zu,

wenn Karim und ich uns in seinem Atelier

Ansichten und Worte zuspielen.

Durch unsere anteilnehmende Gegenwart entsteht Kontinuität.

Das Eine folgt dem Anderen, das Andere ergibt sich aus dem Einen.

Nicht immer hat das Eine mit dem Anderen etwas zu tun.

Wir bleiben jedoch dabei, auch wenn wir hirnrissige Sprünge machen,

weil der Eine oder Andere uns auf einen gewagten Gedanken bringt.

 

Gespräche lassen sich zwar aufzeichnen,

aber die chronologische Linearität,

an die sich der Verlauf der Unterhaltung und das An-ein-ander-Reihen

von Wörtern hält, übersieht die Lücken

und Assoziationssprünge, die sich im Augenblick der Konzentration ergeben.

Denn die gewagten Sprünge, die der Kunst eigen sind,

halten sich an unsichtbare Linien,

die nicht selten über das Moment des Gesprächs hinausweisen.

Sie führen weiter aus, was im wilden Wortwechsel ein Entwurf ist.

2. Figur: Auf der ganzen Linie

André Vladimir Heiz:

Wir haben einen Stein ins Wasser geworfen:

Schauen wir den Kreisbewegungen nach, die sich abzeichnen,

Lieber Karim,

mit „Linien“ sind wir in Deinem Element.

Linien, die der Hand entfallen, geführt und ausgeführt.

Linien, die ungehorsam ihren eigenen Weg gehen.

Linien, die in der Handfläche vorgezeichnet sind,

Linien, die der Lauf des Lebens aufzeichnet,

Linien, die die Kunst auszeichnet – über sich selbst hinaus.

Linien, die Konturen umgrenzen oder sprengen – ins Offene des Raumes hinein.

Linien, die zur Konsistenz gerinnen.

Linien, die der Kohärenz einer Komposition auf der Spur sind.

Linien, die ...

Der rote Faden weiss um seine Farbe nicht!

Aber in einem Zug mit der Linie zu beginnen, hat Perspektive.

 

 

Kommt die Linie an oder nimmt sie reissaus?

 

 

Reden (oder Schreiben) kennt das „Skizzieren“ auch,

wenn die Einfälle, geistreich, wortreich von allen Seiten kommen

und alles Mögliche streifen.

Dem Wort an sich gelingt es nicht, eine Linie zu sein.

An dieser Grenze beginnt bereits der Unterschied zwischen Bild und Wort.

Ein entscheidender Unterschied – die Linie ist im Bild!

 

 

Zeichnet ein Strich lautlos den Übergang vom Mikrokosmos zum Universum aus?

 

An der Linie gefällt mir, dass sie als „blinder Passagier“ überall Unterschlupf findet.

Sie hält Einzug in den Kammern unserer Vorstellungen und Gedanken.

Sie entwickelt sich von einem Punkt aus in alles Weitere hinaus.

Sie ist von topologischem Zuschnitt und chronologischem Auslauf.

Nicht immer lässt sie sich an die Leine nehmen.

 

Dann aber ist sie – vor allen Dingen – eine Spur,

die der Finger oder der Stift hinterlässt.

So nimmt sie Form, ja Formen an.

Und macht Eindruck.

Auch ihr kommt es auf die unmittelbare Wirkung an.

So gibt es Linie und Linien, Striche, Seilschaften, Grenzen, Raster.

Wirkung ist mehr als blosse Bedeutung!

Wirkung hat Resonanz.

Wirkung – darauf läuft die Kunst hinaus.

Auf der ganzen Linie.

 

 

Zur Urmitte oder ins Freie hinaus?

 

 

Nachschauen, den Zeichen, den Dingen, den Menschen,

der Zeit nach..., das ist ein schönes Wort.

Es hat die Linie schon im Sinn.

 

[Auto]Biographien bespielen die Mehrschichtigkeit der Linien,

Bewegungen, Kreuzungen, Überlagerungen soweit das Auge reicht.

Und Brüche, Einschnitte – all das, was Leben und Kunst

zum Erkenntnisgewinn und Bewusstsein bringen.

Fährten, die Denken und Tun, Suchen und Finden erhellen.

Mögen auch alle Wege nach Rom führen,

manchmal ist Rom eben nicht das Ziel.

Das Zeichnen schert aus, biegt ab und kommt anderswo an!

So beginnt auch hier ein „Weg“, der unseren Anschauungen

und Vorstellungen aufnimmt, um zu verstehen,

worum es geht, es geht immer, es geht immer auch anders.

 

 

 

Ins Gleichgewicht - hin und zurück?

 

 Karim Noureldin:

Ich mag das Repetitive, wenn sich eine Arbeit langsam entwickelt.

Das gibt mir einen Rhythmus.

Meine Arbeiten entstehen im Laufe des Arbeitsprozesses.

Und… die Arbeiten sind ein wenig wie ein Baum, sie wachsen.

Ich fange mit einer Struktur an, mit einer Linie,

welche ein Umriss ist,

und dann repetiert sich diese Umrisslinie

drei- viermal nach aussen und nach innen.

Dann habe ich vielleicht sechs Linien, die sich folgen.

Daraus entsteht eine Teilung, ein Innenraum.

Aus diesen entstandenen Teilgebieten ergibt sich dann

wieder eine Repetition.

So entsteht ein wucherndes Gebilde.

Ich habe keine vorgefassten Ideen, arbeite aber trotzdem

– oder gerade deswegen – sehr selektiv.

Meistens mache ich eine Arbeit zu Ende und wähle später die Werke aus,

die mir besonders gut gelungen sind.

(Interview RT mit KN, 2011, Auschnitt)

 

André Vladimir Heiz:

Zwei Themenkreise zeichnen sich ab.

Der eine ist dem "Selbst(ver)lauf der Linie gewidmet,

die ihren eigenen Weg geht.

Oder durch den (Ein)fluss der Hand geführt wird.

Sie beginnt, sie setzt etwas hin, sie setzt sich aus.

Sie wird im eigentlichen Sinne zum Zeichen in Zeit und Raum.

Ich wünsche mir Beispiele für die "Freiheit" und den Verlauf der Linien.

Wie kommt es zur "Wiederholung"?

Wer zeigt ihr, wo es lang geht?

Das Herz, das Hirn, die Hand?

Die Intuition, die Selbstvergessenheit (wie die Chinesen sagen)?

 

Karim Noureldin:

Uh, das ist schwer zu sagen. Die Linie ist ja kein Wesen.

Es gibt meiner Meinung nach auch keine Freiheit

im Verlauf von Linien.

Sie werden immer nur unter dem Einfluss der Hand geführt.

Dabei interessiert es mich, Regeln aufzustellen,

die ich laufend verändere, moduliere oder abbrechen kann,

je nachdem was mir bei Überlegungen (Hirn),

Feeling (Herz) oder durch die Hand wichtig

oder notwendig zu sein scheint.

Der Bildfindungsprozess kann etwa folgendermassen definiert werden:

Linie, Repetition. Variation...erneut Linie, erneut Repetition, Verdoppelung, Variation...

erneut Linie erneut Repetition, Verdichtung, Variation...erneut etc.

(wobei jeder Abschnitt wiederum und jederzeit

- wie oben angegeben- die Regeln verändern,

modulieren oder abbrechen kann).

 

André Vladimir Heiz:

Ist die Linie wirklich „kein“ Wesen im ursprünglichen Sinne einer Kraft oder Spannung,

die ihr innewohnt?

Als Zeichner stellst Du sie her – nach allen Regeln der Kunst,

wie Du sie zutreffend beschreibst. Stellt die Linie mit Dir nicht auch etwas an?

(Ich habe eine neue Füllfeder und stelle fest, dass wir uns aneinander gewöhnen müssen.

Feder, Finger und Handdruck sind noch auf eine gegenseitige Einstimmung aus.)

 

Sinnigerweise stellen wir uns die Linie als Urwesen „unendlich“ vor.

Sie zieht sich schlicht und einfach durch das Universum.

Bezeichnenderweise meinen wir, parallele Linien würden sich in den Unendlichkeit doch noch treffen und im Schnittpunkt käme die grosse Liebe auf. Unter der Hand aber erlebst Du nicht

immer auch das Merkmal der Grenze,

die Eigenschaft des Widerstandes?

 

Der zweite Themenkreis gehört der "Entscheidung".

Kunst kommt von entscheiden, sich entscheiden. Wählen, auswählen, entwerfen, verwerfen.

Wie gehst Du dabei vor?

Woher fliegen Dich die Kriterien an, so dass "gut gelungen"

die Entscheidung erleichtert.

Ich freue mich auf die Vertiefung und Ausweitung der beiden Themen.

Bei Dir Im Atelier!

 

Karim Noureldin:

Im Zeichnen kann ich ja nur verdichten, nie umfassend korrigieren.

Daher ist im Prinzip ein Bild nie fertig, sondern der Bildprozess wird abgebrochen.

Ich halte mich da an Überlegungen von Luciano Fabro, der schrieb,

es gäbe ein erstes sowie ein zweites Sehen: jene Arbeiten, die zuerst verführerischer aussehen,

werden mit der Zeit oft etwas langweiliger und jene,

bei denen man anfangs mehr Widerstände hat, sind oft die interessanteren Werke.

 

 

Als Mäander - im Fluss oder gegen den Strom?

 

„Avant le coup“, „après le coup“:

Vorsatz und Vorsicht stehen die Nachsicht und Nachsehen gegenüber.

Die ganze Kunst liegt eben dazwischen, „entre-deux“,

wenn die Hand bei der Sache dans le coup ist.

Und es gehört zu Wesen der Linie, „etwas“ an sich zu sein,

aber Zeit und Raum auch auszuzeichnen, auszuloten, einzugrenzen.

Die Linie beharrt wie jede Ausdrucksform

auf ihren vielfältigen, vielschichtigen Qualitäten:

sie gibt sich als solche als eine unter vielen andern zu erkennen.

Sie ist aber gerade dadurch in ihrem Element,

als dass sie einschneidend auf unser raumzeitliches Empfinden einwirkt.

Das Werk und die Spuren von Karim Noureldin spielen in dieser Hinsicht

mit dem „Einfall“ der Linie in einem doppeldeutigen Sinne:

Ist die Linie nicht das Musterbeispiel eines Paradoxons?

Wirkt sie nicht da-durch attraktiv und anziehend?

Vielleicht gar über den visuellen Eindruck hinaus,

indem sie an unseren Gleichgewichtssinn appelliert?

 

Dass ein Künstler wie Karim Noureldin,

dessen Materia prima sich nicht der Sprache verschreibt,

das letzte Wort dem visuellen oder synästhetischen Eindruck vorbehält, ist klar.

Die Auswahl der “Zeichnungen”

unterstreichen die Typologie der Linien.

Es besteht kein Zweifel, dass die Qualität und Wirkung der Linien

in Wirklichkeit vom Format abhängig sind.

Hier aber beschränken wir uns auf die Wirklichkeit

der Linien auf dem Bildschirm.

Zu einer vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Werk von Karim Noureldin

nehme ich die erhellende Monographie

aus dem Jahre 2013 zur Hand.

Erschienen beim Verlag für moderne Kunst, Nürnberg, ISBN 978-3-86984-410-7

 

Auf und ab - im Augenschritt?

3. Auf dem Marktplatz

André Vladimir Heiz:

In diesem Land der vielen Kalender, Lieber Karim,

ist es immer noch Zeit,

Dir ein glückliches und erhellendes Jahr zu wünschen.

Grosse oder kleine Schritte, kurze oder lange Linienverläufe?

Alles füge sich, damit Dein Leben Sinn macht.

Ich habe dazwischengezitschert.

Eindrücklich wäre es, "Fallbeispiele" aus Deiner Werkstatt abzubilden,

die sozusagen eine Typologie der Linien ergeben.

Wir können das auch zusammen machen, in Switzerland.

Du erinnerst Dich:

über den Kunstmarkt möchte ich auch noch ein Wort verlieren.

Schön wäre es, es gäbe von Dir eine "Position" dazu.

(Dazu im Anhang einen Artikel aus der "Zeit") 

 

Karim Noureldin:

Merci Andre Dir auch alles Gute im neuen Jahr.

Den Zeitartikel habe ich auch gelesen

(Ich lese täglich per web headline&articles von NZZ, Tagi, 24heures, die Zeit,

die Welt, die faz, the guardian, newYorkTimes, le figaro...,

solange es ohne Abo gratis ist).

Auch ich zwitschere dazwischen. Der Zeit Artikel ist gut.

Wenn man dann etwas länger darüberliest,

ist er doch wieder vereinfachend.

Im Grossen und Ganzen stimmt es aber, wenn Galeristen klagen,

muss man immer vorsichtig sein.

Der erwähnte Galerist ist selber vom Saulus zum Paulus mutiert,

er war in Berlin hip damals an der Gründung der art messe Berlin beteiligt,

die dann Pleite ging.

Auch er wollte mit der grossen Kelle rühren und fiel auf die Nase.

Der Markt ist sehr sehr komplex.

Sehr schwierig zu zeigen wie alles läuft.

Er ist dynamisch, er verändert sich, aber auch Karrieren ändern sich.

Human factor spilelt auch mit,

nicht umsonst sind die teuersten Künstler immer Amerikaner.

Ich kann mich mal da hinein stürzen, aber am besten sind gewisse Kopien von Interviews,

auch von anderen Kollegen.

"Ablösesummen" wie bei Fussballern - das läuft in der Kunst nicht.

Wir haben ja keinen fixen "Lohn",

sondern die Galerie nimmt auf alle sales 50%.

Nichts ist garantiert, weder performance noch sales.

Wenn Galerien Ablösesummen wollen,

müssten sie auch Löhne zahlen.

Dann also lieber eine Beteiligung on sales.

Ein Künstler überlebt nur mit 3-4 Galerien gleichzeitig,

auch das ist anders als im Sport

wo man nicht für drei Clubs gleichzeitig spielt.

Die Linientypologie ist das eine, das andere wären Ateliers.

Seit 20 Jahren fotografiere ich meine Ateliers.

In Basel hatte ich 5 verschiedene,

in New York über 20 verschiedene Ateliers-wohnungen in acht Jahren.

In London, Rom, Kairo, in Lausanne 3.

Einmal alle diese Räume abzubilden in einer Publikation,

das wünsche ich mir.

Das wäre eine paralelle Topographie der Linien in meiner Arbeit.

Immer ist es auch Zeichnung im Raum und mit dem Raum.

Darin spielt sich das Geschehen ab.

 

André Vladimir Heiz:

Zum Marktgeschehen:

1. Vergleiche sind hilfreich.

Das Eigen- und Einzigartige geht daraus hervor.

Der Sport kann sich im Kielwasser voranschreitender Säkularisierung

auf paramilitärische und parapolitische Unterstützung verlassen.

Keinem Gemeinplatz wird widersprochen: Jugend und Gesundheit,

Fortschritt und Zukunft, Geld und Geist –

das Gleitmittel der obszönen Völkerverbindung.

Am Ziel sind wir alle gleich – im Sieg oder in der Niederlage! Und die Kunst?

 

2. Der Kunsthändler und die Galeristin sind eine Erfindung

des 19. Jahrhunderts.

Sie fallen mit der Geburt der Avant-Garde (eine Kriegsmetapher)

und der Musealisierung zusammen.

Die Vergangenheit verkommt zum Modell,

das Zeitgenössische ist im Vorsprung.

Kunst sammeln geht mit der Hoffnung einher,

in Zukunft an die Wegbereiter

der Vergangenheit zu erinnern.

Der Zeit voraus zu sein, zahlt sich aus.

 

3. Kunst kommt von..., Handeln kommt von Können.

Für die aufstrebende Mittelschicht in Europa gab es lauter Möglichkeiten:

Künstler werden, Galeristin sein.

Wurden die Bedingungen in Erwägung gezogen?

Ist der freie Markt ein Mythos?

Welchen Kompetenzumfang darf ich als Künstler von einem Händler,

als Autor von einem Verleger erwarten?

Darf man den Begriff „Kunde“ verwenden,

wo doch Beuys sich als „Künder“ verstanden hat.

„Kaufen“ spielt ja auf den „caupo“ an, der leutselige Wirt,

der hoffentlich nicht alten Wein in neuen Schläuchen verkauft.

Ist es mit der Kunst anders?

Wo ist der schöne Mehrwert zu suchen?

 

4. Der Kunsthandel beginnt im Salon,

dessen Fenster heute online offenstehen.

„Vorstellen“ – Werke vorstellen, einander kennenlernen,

wohin verschiebt sich die Ritualisierung der Bekanntmachung,

des Zeigens und der Tauschhandels?

 

Karim Noureldin:

Beiliegend ein Diagramm, das ich mal selber gezeichnet habe.

Es zeigt mit Bildern alles, was nur schwer in Worte zu fassen ist.

(ursprünglich auf Wunsch eines Kollegen,

der an einem Nationalfondsforschungsprojekt der Hochschule St.Gallen

über den Kunstmarkt schreibt).

Seit Bourdieu hat sich keiner mehr an das Thema herangewagt.

Mein Diagramm wurde als eines der komplettesten bezeichnet,

das zurzeit vorhanden ist, wurde aber noch nie publiziert,

liegt aber im Archiv in St.Gallen als Kopie)

Hier kommt das Original als pdf.!

In seinen Notizen und anhand seiner eindrücklichen Skizzen

hat Leonardo da Vinci wiederholt von Scientia –

im Gegensatz zu Techne – gesprochen.

Damit greift er wie wir zu den Sternen: Kunst kommt von Fliegen!

Der „wissenschaftlich-utopische“ Tiefgang sollte akribisch verfolgt

das ästhetische Ereignis der künstlerischen Höhenflüge begünstigen.

 

Diagramme gehören zur Familie der Zeichnungen.

Sie weben den Übergang von der Textur

zum Text nach allen Regeln der Kunst.

Typographisch, topographisch bringen sie den Auslauf

der Begriffe auf den Punkt.

Linien zeichnen die Beziehungen aus.

So machen die Begriffe durch-ein-ander Sinn.

Sie veranschaulichen die Komplexität, die sich den Augen im Gehen und Sehen,

im Überflug und beim Landen erschliessen.

 

André Vladimir Heiz:

Dein inspirierendes Diagramm hat mich dazu verführt,

ein weiteres zu entwickeln, das dem Markt eine Stimme verleiht.

Der Markt ist ja nicht stumm, auf dem Marktplatz wird ununterbrochen geredet.

Über dieses und jenes, wie wir, wenn wir uns den Ball zuspielen.

Über die Kunst, die ohne die Repräsentations- und Orientierungssysteme

der Referenzialisierung sprachlos bliebe.

Die beiden Diagramme verwandeln Kunst unter der Hand

in eine Gegend und einen Gegenstand der Forschung,

im eigentlichen Sinne Leonardo da Vincis.

In Deinem neuen Atelier, Lieber Karim,

werden wir den Faden aufgreifen und weiterführen.

(T)raum(W)ort: Klammerzeichen helfen der Vorstellung auf den Sprung.